Erst vor wenigen Wochen wurde der hier präsentierte Text von Heinrich Ludwig im Archiv des Goethe-Hauses in Frankfurt am Main wieder entdeckt. Erschienen 1949 im untergegangenen „Bockenheimer Informations-Anzeiger“, von dem der Autor bislang ebenfalls nichts wusste. Continue Reading »
Der Bockenheim-Historiker Heinrich Ludwig schrieb über seine Begegnungen mit den Liebknechts in Bockenheim in einem späten Text (aus Jahr 1947):
Das ehemalige Gasthaus Zum Schwan (Kirchplatz 8) „mit seinem Storchennest war 1889 durch Kauf in die Hände meines brüderlichen Freundes & Schulkameraden Reinhold Opificius, eines Holzhändlers, gekommen, der den bekannten Arbeiterführer Wilhelm Liebknecht alljährlich in der schönen Jahreszeit beherbergte, während sein Bruder Ludwig, Werkführer in der Frankfurter Scheideanstalt, vom berühmten August Bebel Besuch bekam. Was war natürlicher, als dass ich dann immer mit diesen Arbeiterführern, die ich hoch verehrte, ohne Sozialdemokrat zu sein, weil es mich sehr zu Naumanns Partei zog, die schönen Wagenpartien, freilich als Lehrer nur heimlich, im Taunusgebirge mitmachen konnte. […]
Wilhelm Liebknecht
Wie ganz anders war der Verkehr mit Liebknecht, dem „Alten“. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie liebenswert er war, mit dem Gemüte eines Kindes. Wie freute er sich, wenn ich von seinem gelehrten Vorfahren, einem Giessener Professor & seinen hinterlassenen Schriften erzählte, und wie gerne berichtete er von seinen Erlebnisssen im badischen Aufstand 1849! Er hat auf meine Veranlassung diese alljährlich im „Neuen Weltkalender“ niedergelegt. Auch grosser Naturfreund war er, der absolut den Speierlingsbaum kennen lernen wollte, der den Äpfelwein (den er gerne trank) veredelt & haltbar macht & sah ihn vier Wochen vor seinem Tode an der Falkensteiner Landstrasse nicht weit von der Königsteiner Strasse, die uns auf die Billtalhöhe führte, wo ausgestiegen wurde & meine Frau & und ich den Alten das schöne Billtal hinunter nach dem uns erwartetenden Fuhrwerk brachten. Continue Reading »
Erst seit man die Geschichte der Stupas kennt, erst seit man weiß, daß sich die Völker in der Vergangenheit bei jeder ihrer Unternehmungen sehr genau Rechenschaft über die natürlichen Zusammenhänge abgelegt haben, kann man mit einiger Sicherheit sagen, worauf die Vorstellungen mit Bezug auf das Rauchen hinausgegangen sind. Es ist aber nicht meine Absicht, die rituellen Vorstellungen in den Vordergrund zu schieben, sondern ich möchte einmal die physiologische Frage der Wirksamkeit des Tabakrauchens auf Grund alter und junger Erfahrungen etwas eingehender prüfen.
Zwischen dem Tabakskollegium preußischer Könige und dem Rat
der ältesten Indianer bei Friedensverhandlungen ist kein großer Unterschied,
denn wir sehen noch heute, daß schwere Verhandlungen recht häufig von schweren
Tabakwolken begleitet sind, und nur die Höflichkeit gegenüber einigen
Nichtrauchern hat diese Sitte nicht allgemein werden lassen. Was man zur
Erklärung über die Wirkung auf die Nerven gesagt hat, ist immer ungültig
geblieben. Man sollte endlich einmal begreifen, daß es bei Verhandlungen
durchaus nicht auf die Frage ankommt, wer recht hat, welche Worte gesprochen
werden und welche Logik in den Worten liegt, der man sich nicht entziehen
könnte. Das Geheimnis von Verhandlungen ist ein ganz andres. Während solcher
Sitzungen verbrauchen die Menschen sich gegenseitig und fressen sich in
gewissem Grade auf. Sie reizen einander, und wer durch die Reizung unruhig
wird, strömt Kräfte aus, deren Verlust ihn sehr erschöpft. Aus Mangel an Kräften
wird der klügste Kopf unlogisch, und er wird es nie begreifen, weshalb er sich
hat gehenlassen, aber in Wirklichkeit hat ihm ein andrer Mensch, nämlich der
Verhandlungsgegner, bestimmte Kräfte völlig ausgesogen. Das gebrauchte aber
keine Intelligenz, sondern eine Art von Vitalität, auf deren innere Natur wir
später vielleicht kommen werden.
Vorläufig können wir aber schon die Frage beantworten,
weshalb die Indianer ihre Friedenspfeifen rauchen. Antwort: Sie wissen ganz genau,
daß sie sich durch das Rauchen in einen Zustand versetzen, in dem ein andrer
Mensch sie nicht reizen kann, d. h. aber: die Reizstoffe des Gegners erreichen
ihn nicht, oder aber dieselben werden in seiner Atmosphäre zerstört: wenn wir
also ein drastisches Bild brauchen wollen, können wir sagen, daß wenn ein
Mensch den andren reizt, so schickt er zu ihm eine Unzahl Insekten herüber, die
ihn stechen, wenn der Gegner aber ein Tabak-raucher ist, so wird er von den
Insekten nicht gestochen. Geistige Reizungen haben also mit andren Worten dieselbe
subjektive Natur und Konstitution wie gewisse Insekten. Damit haben wir also
eine Arbeitshypothese, indem wir annehmen, daß auf Grund der Autogenese unter
relativ günstigen Umständen aus bestimmten Stoffen, und zwar Verwesungsstoffen
des Körpers heraus, in einer Atmosphäre, die wir gespannt nennen und die wir
auch meinetwegen elektrisch geladen nennen können, aus einem Menschen heraus
Insek-ten sich entwickeln, die sofort den Gegner angreifen und denselben in
eine sinnlose Wut versetzen, wodurch sich auch dessen Gegenspannung entladen
kann. Wir haben hier also in einer mikrokosmischen Welt genau denselben
Vorgang, wie bei der Entstehung der Mücken im Himbeersaft, deren Geschichte
HENSEL zur Grundlage seiner Forschungen machte. Leider hat man ihn ganz
übersehen. Mit Bezug auf den Tabak nun können wir zunächst nur feststellen, daß
die Widerstandsfähigkeit eines Rauchers erheblich gestärkt ist, das heißt, sein
Gegner findet nicht so leicht eine Angriffsmöglichkeit gegen ihn. ( … ) •
Aus: Ernst Fuhrmann. Schriften-Reihe Kulturen der Erde. Material zur Kultur- und Kunstgeschichte aller Völker. Band XXII Tlinkit u. Haida, Folkwang Verlag 1923, Hagen i.W. und Darmstadt
In den vergangenen 2 Wochen gab es zwei Fragen. Die erste an mich: „Gab es Tote?“ – Die zweite an Rudi S., schon vor einigen Jahren, von Habermas an ihn: „Waren Sie auf den Barrikaden?“
„Wegen der Zeitsprünge zwischen den Duisburg-Aufenthalten“, notierte der Filmemacher und Autor Harun Farocki in einem Erinnerungstext, „nahm ich besonders deutlich wahr, was sich so änderte, wie Marx verschwand und Foucault kam, auch den Wechsel der Frisuren.“
Der Titel ist ein Plagiat. Und im Beitrag, der dem Titel folgt, kommt Feridun Zaimoglu garnicht vor. Auch kein Handkäs. Auch das „Steinerne Haus“ nicht – in dem wir gestern waren. B. zum ersten Mal, ich zum 3. Mal und seit 15 oder 30 Jahren wieder. STEEK auf heißem Stein ist der Renner, preislich 39,50. Der Handkäs wird in viel Saft gemeinsam mit einem Salat gereicht. Wir waren im Haus am Dom gewesen und hatten uns über Afghanistan informiert. Nach der Veranstaltung wurde ich gefragt, für wen ich fotografiert hätte. Ich log: Zu Dokumentationszwecken für den Veranstalter. Zurück zu Feridun Zaimoglu. Im Radio wurde heute verkündet: Er bekommt den Berliner Literaturpreis. Der Titel dieses Beitrages stammt von Jamal Tuschick und ist datiert auf den 12. Februar 2016.
„Es war lähmend“, sagte ich. „Augen auf bei der Berufswahl“, wiederholte Hauke einen alten Stalburg-Spruch. Sie kämpfte sich durch vier Jobs und war schon einmal vor Erschöpfung vom Fahrrad gefallen. Wir stießen hart durch die Händelstraße auf die Nibelungenallee vor. Wir überquerten den Alleenring ohne Rücksicht auf Verluste und stürmten auf den Hauptfriedhof. Zitat Jamal Tuschick
Eigentlich hat ja heute auch die Sonne geschienen. Es ist ja auch Sonntag. Unmittelbar vor dem Haus Walter Haimann auf dem Fahrrad – „Nole!“ – Er fuhr damals (siehe Foto unten und demnächst: Walter Haimann, der 2. von rechts) schon Rad, jetzt auf dem Weg zu einem Kirchenkonzert in Bockenheim. Wenn ich mal wieder einen Pianisten brauche …
Auf dem Weg zum Verlag Neue Kritik. In der Leipziger beim Blick auf die blasphemische oder multikulturelle oder ökumenische Figurengruppe die Frage, nein, nicht ob das alles gut ist, sondern: ob die Asiaten (ASIA-Shop) oder Chinesen das alles im Griff haben oder darüber garnicht (nach-)denken?
Einige Schritte weiter oder vorher der Trost: Das Celsius scheint doch noch nicht verloren. Öffnungszeitenschilder deuten an: Das Celsius gibt es doch noch. Demnächst also ein Ortstermin.
Bei Dorothea Rein im Verlag: Umgeben von den tabuisierten schönen Bücherwänden stehen im Verlagsraum einige Besucher vor den Bücherkisten. Ordentlich sortiert nach Philosophie und Frauen, anderen Sprachen und Kunst. Berührend „Das Schweigen des Meeres“ von Vercours aus dem Nachlass von Hans Martin Lohmann (plus Simenon Der Zug aus Venedig) und aus dem Nachlass von Ronny Loewy „Konterrevolution und Revolte“ von Herbert Marcuse zu erstehen. Der Marcuse-Band sieht sehr ungelesen aus, erschienen in der Edition Suhrkamp 1973 („Unter Mitwirkung von Alfred Schmidt aus dem Englischen übersetzt von R. & R. Wiggershaus. Autorisierte Übersetzung“). Im Buch eine Telefonnummer auf einem Zettel: ******.
Noch zwei Suhrkamp-Bücher. 1989 erschienen, herausgegeben von R. Erd, D. Hoß, O. Jacobi und P. Noller: Kritische Theorie und Kultur. Da wäre, ob der vielen Beiträge, auch einiges zu erinnern und … Dann noch: Helmut Dubiel „Ungewißheit und Politik“ (1994). Schon wegen des Begriffs der Ungewißheit verheißungsvoll. Und in diesem Buch eine FR-Kritik dieses Buches von Peter-Erwin Jansen.
Die letzte Erinnerung galt dann Cesare Pavese, den ich erst durch Andreas Montag, dem damaligen Leipziger Freund, entdeckte. „Wir waren noch sehr jung. In jenem Jahr habe ich wohl kaum geschlafen.“ So der erste Satz des Romans Der Teufel auf den Hügeln (Claassen Verlag, 1964). Der erste Satz wurde vom Vorbesitzer mit Bleistift unterstrichen. Ach.
Nach der gescheiterten Freundschafts-Oase in der Spohrstraße wärmt die Freunde-Liste von Facebook. Heute, via Helmut Höge, erneut eine Anfrage. Soll ich oder darf ich nicht? Immerhin hat er einen Freund verraten. Aber er hat auch geweint, an meinem Tisch.
Nein, ich mag ihn nicht. Aber muss man Facebook-Freunde mögen?
Vielleicht sollte ich den Ordner „Akte Udo“ wieder hervorholen und den Fall abschließen. Vielleicht hilft mir dabei eine Freundschaftsbestätigung.Es war doch schon einmal eine Erzählung geplant. Und das Theaterstück zum Fall hat ja auch ein „ehemaliger Freund“ geschrieben. Damals.
Kurz nach 3 aus dem Haus. Vielleicht ist ein Geschäftstermin noch möglich. Zunächst, auf dem Weg zur U-Bahn: Peter. Etwas umständlich, um nicht seine Aufmerksamkeit zu erregen, den Fotoapparat in alle Himmelsrichtungen wenden. Er hat´s bemerkt. Ich versuche durch demonstrative Umständlichkeit meine voyeuristische Spur zu verwischen, grüße ihn beim vorbeigehen nur fahrig. Entschuldigung! Der Anruf auf dem Bahnsteig bringt die Info: Der Termin ist heute nicht mehr möglich. Dennoch fahre ich in die Stadt – ohne Ziel. Vielleicht eine Fahrt mit der 11? Ausgangspunkt ist schließlich die B-Ebene: Wie öffnet man das Gitter vor dem Tor bei der Nummer 31. Ah, da. Nach oben. Da kommt Bodo Kirchhof auf dem Fahrrad, in schwarz, umhüllt von einem schwarzen Mantel. Richtung Gutenberg-Denkmal die Eingänge oder Ausgänge der Bar 60311. Die Bar ist geschlossen. Fotos von allen Seiten. Da, vor mir, Wilhelm Genazino. Wir grüßen uns, ich gebe ihm die Hand. Wir reden: Über die Häßlichkeit, den Zerfall, die Gewöhnung daran. Wir vergleichen die Armut und das Elend. Damals, in der Nachkriegszeit, die vielen Einarmigen, Einbeinigen. „Die leere Stelle dort, wo das Bein war“ – das umgenähte Hosenbein. So als würde das Bein wieder nachwachsen und das Hosenbein noch gebraucht. Oder der eng anliegende Arm der Anzugsjacke. Wir reden über alles, über diese Reste in der Stadt, wie die Eingänge zum „U60311“, die wie vergessen scheinen. „Wahrscheinlich sind sie bereits vergessen.“
Auf Wiedersehen. Am Seiteneingang des Frankfurter Hof ein großes Polizeiaufgebot. Motorradstaffeln?! Wer tagt dort? Meine Geduld wird nicht belohnt. Über die Berliner Straße – den Brentanoweg folgend (den HölderlinPfad hatte ich ja schon eben). Der Bundesrechnungshof erinnert intensiv an den Bahnhof von Saßmannshausen.
Blicke zurück. […] Das historische Museum, eingepackt in Baumaschinen. Die Beflaggung kündigt die Buchmesse an. Ah, keine Hochzeit, aber 3 elegant und feierlich gekleidete Herren. Sie spielen nachher im Römer, haben ihre Instrumente eingerichtet: Ich darf noch ein Foto machen? Gerne.
Wir sind die vor und hinter Scheiben,
gewöhnt die Stille und den falschen Ton,
in einem sicher: Daß wir bleiben
dieselben immer wie uns selbst zum Hohn.
Die Menschentiere, die wir sterben sehen,
gejagt, erlegt am Ende des Berichts,
wie Wiederholung eines ewigen Geschehen:
Denn unsern Blick trifft nichts mehr. Nichts.
Das Bett. Der Tisch. Die trüben Tage.
Gebeine bilden unsern Lebensgrund
und geben keinen Anlaß mehr zur Klage:
Da hoffe du. Du hoffst dich wund.
Text: Günter Kunert. Auf meinem Jahresplaner für 1981
Ich verstehe. Ach, das verstehen Sie also? Ich verstehe das nicht. Ich darf nicht dazu aufrufen und tue es auch nicht. Aber ich verstehe diese Menschen. Du hast das Nordend nicht verstanden. Das mit dem Heiligen Geist habe ich nicht verstanden. Was verstehst Du denn? Wenn Du das nicht verstehst, was willst Du dann hier/damit/machen? (Un-/Zutreffendes streichen). Das war jetzt ironisch, oder habe ich das nicht richtig verstanden. Das verstehst Du richtig. Ich verstehe nur Bahnhof. Verstehst Du mich. Bei Russlandversteher geht bei mir … Die meisten verstehen mich nicht. Du mußt lauter sprechen, sonst verstehe ich Dich nicht. Bitte deutlich sprechen, sonst kann man sie schlecht verstehen. Einerseits. Man muss aber auch die Anderen verstehen. Andererseits hast Du vielleicht auch Recht. Aber davon verstehe ich nichts. Das versteht doch keiner. Das verstehe ich auch nicht. Was ich gerne verstehen würde: Was ist ein Russlandversteher?
Gestern oder vorgestern. Herbstliche Sonne in der Schillerstraße. Nach dem Gespräch über Steuerangelegenheiten richtet C. H. die Frage an mich: „Wer sind die bedeutendsten drei Intellektuellen heute in Frankfurt?“ Tja, antworte ich, einer ist ja gerade gestorben: Schirrmacher. C. H.: „Und sonst, wer sonst?“ Ich weiche aus. C. H.: „Da war doch, wie hieß er noch gleich, sein Buch Deutschland schafft sich ab. …“Mein Gedächtnis verweigert die Antwort. C. H. schlägt im iPhone nach: „Sarrazin. Wohnt der in Frankfurt?“ – Ich verneine. C.H. schlägt nun Habermas vor. Wieder verweigere ich und verweise auf Starnberg. Er sei, relativiert C. H. seinen Vorschlag, auch schon sehr alt. Und der Suhrkamp Verlag ist auch in Berlin. C. H. schwingt sich auf sein Fahrrad. Ich bleibe noch sitzen.
Das Portrait Siegfried Unselds vom Maler Frank Grüttner. Foto: N. Saßmannshausen
Aus gegebenem Anlass:
Weil in diesen Tagen im Suhrkamp-Verlag ein Buch unter dem Motto „Alles über Siegfried Unseld“ herauskam ein Beitrag in diesem Blog, entnommen dem Blog www.denkart-frankfurt.de aus dem Jahr 2009.
Gespräch mit Frankfurter Maler Frank Grüttner
Sie gehören dazu: Samuel Beckett, Peter Suhrkamp, Siegfried Unseld, Ulla Berkéwicz. Es ist eine jetzt 15jährige Geschichte mit einer Vorgeschichte und sie gehört in die Gegenwart des Jahres 2009. Es fängt in Berlin an und spielt in Frankfurt am Main.
10.3.1953
Frank Grüttner: Das war die Premiere von Warten auf Godot. Ich war damals in meiner Klasse zuständig für die Theaterkarten am Arndt-Gymnasium in Berlin. Damals kostete eine Theaterkarte für Schüler 1 Mark und vom Senat gefördert gab es für jede Theateraufführung, auch bei Premieren, Schülerkarten. Ich habe, ein 13jähriger, in der 3. Reihe gesessen bei der Premiere von Warten auf Godot im Schloßpark Theater. Ich saß direkt hinter Suhrkamp, Beckett, Friedrich Luft – ohne zu wissen, wer da vor mir sitzt. Und ich war der einzige, der immer gelacht hat. Dann dreht sich während der Vorstellung einer der vor mir Sitzenden um und sagt: Du bist eingeladen zum Feiern. Als er dann auf die Bühne gerufen wurde, wußte ich erst: Das war der Dichter, das war Beckett. Er konnte gut deutsch. Ich habe mit ihm im Fundus gesessen und eine Cola getrunken. Continue Reading »
Nachdem die Einladung zum Spontifest 2014 (Ende September) eintraf war es doch auch Zeit an dieser Stelle an diese Zeiten zu erinnern. Wenn ich mich recht erinnere kam der Titel-Vorschlag „Der polymorphperverse Basisfetischist“ für das Info des Frankfurter SB von Micha Brumlik (oder von Peter Müller?). Die Redaktion des Info tagte jedenfalls in Michas Wohnung „Auf der Körnerwiese“ und der Titel wurde, nach der ersten Ausgabe (Null-Nummer ohne Titel) abgelöst von der „Büroklammer“.
Wenn den Kindern langweilig war, dann konnten sie in diesem Buch (< links) lesen, wie die Langweile zu bekämpfen wäre. Im Buch auf Seite 81 heißt es so schön: „Indianer kann man eigentlich zu jeder Jahreszeit spielen und überall, nur nicht im Hause.“ Auch wenn ich dem Halbsatz nach dem Komma entschieden widerspreche (siehe unten), sehr angetan war ich doch von der Aussage auf der gleichen Seite, das „bewährteste Wigwam ist die Erdhöhle.“ So begann ich in einem Frühjahr oder Herbst, gemeinsam mit meinem Bruder, als noch nicht gesäht oder schon alles abgeerntet war , in unserem Garten zu graben. Wir sind aber, vielleicht erinnert sich mein Bruder noch daran, nicht tief gekommen, den Garten konnten wir nicht wie in der Zeichnung (S. 83 – unten) verändern.
Immerhin erlaubten meine Eltern ein Tipi in unserem Zimmer, vielleicht als Trost? Ein Tipi mit echten Stangen, wie sie für die Stangenbohnen verwendet wurden und mit echten Decken. Kein Müll, wie er heute in den Spielwaren-Geschäften angeboten wird aus Plastik und bunt bedruckt. Wir hatten ein echtes Tipi in unserem Zimmer, konnten in der Nacht darin Wache halten (mit dem Bärentöter, der auch am Staubsauger als Stil/Griff verwendet werden konnte, soweit er nicht von uns benötigt wurde) und viele Monde darüber nachdenken, wie man Indianer wird. Ein ewiges, dankbares „Hugh“ sei unseren Eltern dafür.
Thank you Bärbel Bimschas for inviting me to the 10 Books Game. Just list ten books that have stayed with you, moved you, or pop to mind. They don’t have to be great, or fine literature. Tag me and ten friends. Here we go:
Danke Bärbel Bimschas für die Einladung. *10 Bücher*
So geht’s: Schreibe zehn Bücher auf, die dir wichtig sind, die dich bewegt, gepackt und irgendwie nicht losgelassen haben. Markiere mich und zehn weitere Freunde.
Ich lade ein / I invite: … (Namen bislang nicht eingetragen …)
Franz Jung, Der Weg nach unten
Heinrich Heine, Das Buch der Lieder
Herman Melville, Moby-Dick oder: Der Wal
Hrsg. von Gert Lindner, Wir spielen und basteln
Karl May, Winnetou I oder III
Thomas Mann, Dr. Faustus
Laurence Sterne, Das Leben und die Ansichten Tristam Shandys
Karl-Marx-Buchhandlung in der Jordanstraße in Frankfurt am Main im Jahr 2014
[Meine BEOBACHTUNGEN IN DER BUCHHANDLUNG, abgedruckt im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 83 vom 17. Oktober 1969.]
ich überlege mir wie ich anfange.
man kennt das ja: vom schriftsteller zum verlag. von dort zur buchhandlung. da stehen und liegen die bücher dann rum. links und rechts in den regalen an den wänden.
vorm haus zwei bäume und schon hat sich das. ich komme zur tür rein und es klingelt. ganz schön störend. ah da kommt schon wer, ein mädchen. nein also ich suche nichts bestimmtes. vielleicht kann ich mir … sie geht wieder.
wenn die musik hier hätten. es brauchten ja nicht unbedingt die mothers zu sein wie das glaube ich in hamburg bei der spartakus buchhandlung ist. wäre wirklich gut.
was seh ich mir denn an. gedichte. na mal abwarten. das mir auch immer geld fehlt. wo sind denn die taschenbücher? ach da. was heute alles erscheint: direkt doll. und wenn man sich vorstellt: alles aus bäumen.
ach da gibt’s ja wieder arno schmidt. ne daß der den karl may unbedingt zum homo machen will. nächsten monat müßte ich mir das buch eigentlich kaufen. was habe ich mich geärgert als reich-ranicki den guten schmidt fertig machen wollte. und jetzt das mit peter handke. da kauf ich mir die innenwelt usw. und dann kommt peter hamm und macht ihn mies. son pech. am besten ich verschenke das buch.
schade daß es hier keine u-zeitungen gibt. linkeck oder sowas wäre doch manchmal. na ja. (aber dafür: sterbe-drucksachen werden in dieser buchhandlung innerhalb weniger stunden geliefert. wenigstens etwas.)
also was kaufe ich denn jetzt. was spitzes haben se bei heyne ja immer. mhm mhm.
ach quatsch.
los: arbeiter bilde dich. einführung in das lateinische, so ein blödsinn. 1969 mit latein aufn mond. wenns wenigstens russisch wäre.
jules verne. machen se ja immer reklame in underground. war arno schmidt nun für oder gegen jules verne? ist bestimmt auch nichts.
was gibt es denn bei rororo. sexologie: vielleicht nächstens mal. schon wieder handke. also die hornissen brauchten sie bestimmt nicht noch mal zu drucken. was? degenhardt spiel nicht … au gut. das nehm ich mal.
ich kenne überhaupt keine arbeiter die mal in ner buchhandlung waren. an büchern hab ich sowieso kein interesse sagen die. oder sie lassen was von bertelsmann kommen. ganghofer.
Besuch in der Denkerei Berlin und Gespräch mit Bazon Brock (19.8.); 2 Besuche im Apo-Archiv (21./22.8.); Lesung von Gerd Schönfeld, La Boheme (21.8.); Lesebühnenabend im BAIZ (20.8.); Endlos viele Fahrten mit der S- und Regionalbahn, der U-Bahn, TRAM, Bussen. Außerdem Irr- und Boots-Fahrten. Und Flanieren und viel Lauferei … soweit die Kurzübersicht. Nicht zu vergessen: über 7 Stunden mit dem Flixbus hin (18.8.) und über 7 Stunden mit dem Flixbus zurück (22.8.).